Dass die Wände seit Tagen immer näher kommen, stört ihn nicht. Zentimeter um Zentimeter schieben sich das Hinten, das Vorne, das Links und das Rechts auf ihn zu. Der Raum ist nie besonders groß gewesen, also ist das noch lange kein Grund aufzustehen. Der Sessel zu gemütlich, die Luft zu stickig, das Abwenden der Augen vom Fernsehbildschirm viel zu anstrengend. Sicherlich, er könnte aufstehen und das Fenster öffnen, nach dem Rechten sehen. Aber was kann er an diesem Umstand, dass sich hinter diesen Wänden irgendetwas auf ihn zubewegt, schon ändern? Gar nichts. Wieso sich also die Mühe machen. Paranoia steht ihm ohnehin nicht.
Der Raum ist nie etwas anderes gewesen als eine ausgesuchte Zelle und so empfindet er es kaum als Verrat, dass er sich nun endgültig gegen ihn wendet. Wenngleich er sich angenehmeres vorstellen kann, als langsam zwischen 2 Wänden zerquetscht zu werden, ausgepresst wie eine Zitrone. Aber selbst Suizid wäre an dieser Stelle ja nun wirklich reiner Aktionismus.
So wird es also in kurzer Zeit ein Ende mit ihm nehmen. Denn nach allem was er weiß, kann ein Mensch nicht auf einem Raum von wenigen Quadratmillimetern überleben. Ein wenig Melancholie schwingt durchaus mit bei der Beobachtung. Aber schließlich hat er das Zimmer in den letzten Jahren ohnehin kaum verlassen, und sich jetzt vorzumachen er hätte noch die Welt umsegeln oder den Mount Everest besteigen wollen... Nein, das ist zu lächerlich.
Und so ändern sich mit dem Fernsehprogramm schließlich auch seine Gedanken und er findet langsam zurück zu der Fahrstuhlmusik in seinem Kopf ................
Dienstag, 13. Oktober 2009
Raum
Freitag, 22. Mai 2009
Momente formulieren - -
I dwell on your scent, slowly following you around. You ask me for the "PERFECT GIIIIFFT for your boyfriend" - and I hate you.
Einer geht geradeaus, der Andere kommt aus einer Seitenstraße. Für einen Moment sind wir gleichauf und gehen nebeneinander her. Im gegenseitigen stummen Einverständnis verlangsamt einer seinen Schritt.
Sie geht nach Hause und deklariert in ihrem Kopf jeden, der ihr entgegen kommt oder kommen könnte, als potenziellen Vergewaltiger; aus Spaß, als Zeitvertreib, im Zweifelsfall wegen dem Bier. Einer leckt sich im Vorübergehen kaum merklich über die Lippen. Sie weiß, dass es niemandem gilt. Mais merci monsieur, isch fühle misch säähr ge-äährt.
Dienstag, 19. Mai 2009
18190509 + 13
Man kredenze mir Zitronenkuchen.
Oder ein Fahrrad.
Gerne auch einen Fuß oder ein Cabrio.
Es sei denn das Verdeck ist . . . sieben-farben.
fünfundzwanzig Pferde rennen vor meinem Fenster auf und ab.
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Dann war da noch dieser Erguss vom 13. ...
"Jalousien.
Und da denkt man, man kennt jemanden. Ich wohne jetzt seit 7 Wochen hier und habe noch keine Gardinen. Kein Geld, keine Lust welche zu kaufen, irgendwie keine allzu große Notwendigkeit. Und mit der Zeit wurde auch immer mehr er einer der Gründe. Denn er hatte auch keine Gardinen. Tag für Tag und Abend für Abend saß er an einem meist halb-geöffneten Fenster vor seinem Computer, direkt im gegenüberliegenden Haus. Meistens normal gekleidet, mal nur im Unterhemd. Ich begann mir seine Geschichte auszumalen. Arbeitete er von zuHause? War er Schriftsteller, Lektor, einfach nur gerne up-to-date oder sah er sich Kinderpornos an? Was tat er und warum war ihm seine Gardinenlosigkeit so egal? Denn Geld musste er haben, bei dieser schicken Altbauwohnung. Ich schätzte ihn auf 50 bis 60 Jahre ein. Er war etwas korpulenter, hatte eine mindestens Beinah-Glatze (so genau konnte ich das nie erkennen) und trug eine Brille. Manchmal waren andere Leute mit ihm im Zimmer. Immer konnte ich ihn abends dort sitzen sehen. Natürlich beobachtete ich ihn nicht die ganze Zeit, schließlich hatte ich auch das ein oder andere zu tun. Immer war das Licht irgendwann einfach aus, ins Bett gehen sehen habe ich ihn nie.
Ich fragte mich, ob er mich auch beobachtete, am Computer oder am Schreibtisch sitzend. Oder war der Winkel aus seinem tieferliegenden Zimmer der falsche?
Natürlich ist der Gedanke, von einem fremden Mann beobachtet zu werden eigentlich beunruhigend, aber der Typ von gegenüber erschien mir mit der Zeit geradezu vertraut. Wie ein alter Bekannter. Schließlich verband uns doch diese intime Möglichkeit, in das Zimmer und somit Leben des anderen schauen zu können - fand ich zumindest. Und jetzt hat das Arschloch plötzlich Jalousien. Lediglich einen schmalen Streifen von dem beleuchteten Zimmer kann ich noch sehen. Elender Verräter.
Oh. Das Licht ist aus.
Morgen kauf ich mir Gardinen. "
Samstag, 10. Mai 2008
Wunderbaum
Seine Schläfen pochten.
Warum hatte er es zugelassen, dass dieser Eindringling seinen Wagen infiltrierte?
Nun gab es kein Entkommen. 160 km/h.
Wie stark mussten Kopfschmerzen wohl sein, um einen Schädel zum Bersten zu bringen?
Vielleicht konnte er den Kampf noch gewinnen.
Die Zigarettenschachtel war leer, der Aschenbecher voll, aber mehr als drei passten so oder so kaum in seinen Mund. Für den Moment war er noch sicher. Der Qualm vernebelte sein Gehirn und betäubte sogar beinahe seine Nase. Doch die Glut näherte sich unaufhaltsam wie ein Buschfeuer dem Filter.
Zigarette 1 war tot. Unter panischem Betätigen der Lichthupe drängte er einen grün-metallic Jaguar von der linken Spur. 190 km/h. Keine Ausfahrt in Sicht.
Zigarette 2 - qualvoller Exitus. Ein schwarzer Mercedes. Lichthupe.
Lichthupe.
Licht-Licht-Licht-Licht-Licht-Licht-Licht-LICHTHUUUUUUUPE.
"VERSCHWINDE DU BASTARD!" Zigarette 3 fiel in seinen Schoß und starb.
Er war verloren.
Warum hatte sie nicht seine Hose in Brand setzen können. Alles wäre besser gewesen, als nun ihm ausgeliefert zu sein. Und da war er wieder. Langsam und qualvoll kam er näher, machte immer mehr Boden gut, bahnte sich seinen Weg. Die olfaktorische Folter nahm ihren Lauf.
Der Kampf war vorbei und er hatte verloren.
Doch diesen Triumph würde er ihm nicht gönnen.
Es gab immer einen Ausweg. Das Opfer war nicht klein, im Gegenteil, aber alles war besser als diese Qualen. Alles.
Sogar die Leitplanke.